Auf unserem Weg nach Yellowstone hatten wir Salt Lake City umfahren und in der Kleinstadt Brigham City halt gemacht. Eigentlich wollten wir ja nur mal den Salzsee sehen, aber Michèle hatte unterwegs auf der Karte gesehen, dass ein „Bear River Migratory Bird Refuge“ nur ein paar Meilen entfernt von unserer Route lag. Ganz grosse Erwartungen, dass wir viel sehen könnten, hatte ich eigentlich nicht, denn es war nicht klar, wieweit wir an den See herankämen. Doch schon das Visitor Center (wie ja überall in den USA) war beeindruckend! Es hatte eine wunderschöne Ausstellung, war gleich neben einem Feuchtgebiet gelegen und herbergete eine grosse Rauchschwalbenkolonie unter dem Dach.
Der Bear River fliesst hier in den Salt Lake und bietet so vielen verschiedenen Vogelarten auf dem Zug eine willkommene Rast durch den ansonsten ja sehr trockenen Südwesten der USA. Gespannt waren wir natürlich darauf, ob es auch im Sommer viele Vögel haben würde. Schon auf der Zufahrt zum eigentlichen Schutzgebiet mussten wir stoppen. Ein Paar Prairiebussarde (Swainson’s hawk) sass direkt am Strassenrand auf einer Leitung. Einer von ihnen hatte gerade etwas erlegt (Video). Etwas später entdeckten wir auf einem geernteten Feld einige Kanadakranichen zusammen mit Kanadagänsen. Auf den Zäunen waren im vorbeifahren einige Fliegenschäpperarten zu sehen: unter anderem eastern und western kingbirds, deren Vorkommen hier überlappt. Zu deutsch heissen sie Arkansastyrann und Königstyrann – wer hat denn die deutschen Namen erfunden? Dann stolzierte noch ein Ringfasan in einiger Entfernung über das Feld. Genau wie bei uns sind Ringfasane hier zur Jagd ausgesetzt worden.
Endlich kamen wir auf unserer Rundfahrt im Feuchtgebiet an. Einige Kanäle und Zuflüsse waren fast gänzlich ausgetrocknet. Aber sobald es etwas Wasser gab, sah man gleich auch Vögel. Schon bald tauchte der erste weisse Pelikan, oder genauer Nashornpelikan, auf (Video). Die Männchen haben nämlich während der Balz ein Horn auf dem Schnabel. Sie werfen dieses jedoch nach der Eiablage ab, so dass die Pelikane, die wir sahen, kein Horn hatten. Der Pelikan ist natürlich der beeindruckendste Wasservogel hier. Die meisten Leute denken immer gleich an Afrika, wenn sie weisse Pelikane sehen. Auf einer Sandbank zählten wir später fast 200 Pelikane.
Von den Limikolen bekamen wir vor allem Schwarznacken-Stelzenläufer (Video), Braunhals-Säbelschnäbler (Video) und Brillensichler zu Gesicht, noch ein paar Gelbschenkel und in den trockeneren Gebieten auch den Keilschwanz-Regenpfeifer. Auf den freien Wasserflächen sah man neben den Kanadagänsen vor allem die Renntaucher (western grebe), die meist in Paaren mit Jungvögeln unterwegs waren, dazu einige Kormorane (genauer Ohrenscharben), dann im Schilf noch verschiedene Stärlinge (i.e. Purpurstärling, Rotschulter- und Gelbkopfstärling).
An einer Brücke dann noch ein einmaliges Bild von hunderten von Schwalben im Schilf, neben einigen Rauchschwalben handelte es sich vor allem um Uferschwalben, die, wie wir später am Visitor Center erfuhren, schon auf dem Rückflug nach Süden waren.
Zwischendurch waren noch zwei mule deer (Maultier- oder Grossohrhirsche: Video) vorbei gezogen. Alles in allem ein wirklich beeindruckendes und sehenswertes Schutzgebiet.
Matthias