Kraniche haben mich durch mein ganzes Leben begleitet. Sie sind ein Faden in meinem Leben, ein Teil davon. Ich bin ihnen zum ersten Mal im Frühling 1989 in Zugvogelgebiet am Lac du Der, in der Champagne in Frankreich, begegnet. Dies war mein erster ernsthafter – und bezaubernder – Vogelbeobachtungsausflug.
Matthias war ein leidenschaftlicher Vogelbeobachter – nicht um eine Vogelart nach der anderen auf seiner Liste abzuhaken, sondern einfach wegen seiner Freude am Vogelbeobachten, endlos, geduldig, egal wie unscheinbar die Vögel auch waren. Also war es selbstverständlich, unser erstes gemeinsames Wochenende im Lac du Der zu verbringen. Damals wusste ich noch nicht, dass dieses das erste von so vielen glücklichen Wochenenden, Exkursionen und Ferien werden würde, später dann auch mit unseren beiden Töchtern.
Im Spätoktober 2006 – genau sechs Jahre vor Matthias‘ Tod – fuhren wir erneut zum Lac du Der und verbrachten drei Tage mit einem Dutzend alter Freunde aus Frankreich, allesamt sehr engagierte Vogelbeobachter. Später in diesem Jahr benutzte Hannah die Fotos und Filme für ein Schulprojekt über ein Kranichmädchen namens Charlotte.
Für unseren zehnten Hochzeitstag im Oktober 2007 besuchten wir Dobbertin, ein kleines, ruhiges Dorf bestehend aus roten Backsteinhäusern, das bei einem der vielen Seen in Mecklenburg-Vorpommern liegt. Wir besuchten die Stadthalle, die nicht viel mehr ist als zwei Räume in einem hübsch restaurierten Bauernhaus ist. Im Hauptraum hing eine Ausstellung von Bildern des Ortes, viele davon zeigten Kraniche. Und tatsächlich sahen wir die eleganten Vögel, als wir an diesem Abend zu unserem Hotel zurückfuhren.
Dieses Jahr hatten Matthias und ich geplant, während den Thanksgiving-Ferien mit den Mädchen zwei Tage im Bosque del Apache National Wildlife Refuge zu verbringen, gleich nach Matthias‘ Rückkehr aus der Schweiz. Nach Matthias‘ Tod war es selbstverständlich für uns, dort hin zu gehen, und dass er bei uns sein würde. Also fuhren Hannah, Marie und ich letztes Wochenende dort hin und waren überwältigt! Wir hatten nicht erwartet so viele Kanadakraniche und Schneegänse zu sehen, und bestimmt nicht so nahe. Wir verbrachten den Nachmittag damit, die Nord Schleife entlang zu fahren, an den Beobachtungsplattformen anzuhalten und uns für das grosse Sonnenaufgang-Treffen der Kraniche und Gänse vorzubereiten.
Unsere Fotos können nur wenig von den Gefühlen widergeben, die uns überwältigten, als wir inmitten der Vögel standen, die wie Schneeflocken über den rot gesäumten Himmel tanzten, manchmal so nahe, dass wir ihre kraftvollen Flügelschläge hören konnten. Wie sie sich alle gleichzeitig erhoben, in einem Atemzug, und anmutig und in Gruppen angeordnet in die Luft stiegen. Trotzdem sind wir froh, euch die Bilder zeigen zu können und hoffen, dass auch ihr den Frieden spüren könnt, den diese ruhigen, engelsgleichen Geschöpfe in uns gesät haben.
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Beautiful!
Wunderschöner Text, wunderschöne Fotos, wunderschöne Vögel!
Danke!