Donnerstag vor zwei Wochen: Ich begleite Hannahs Klasse während ihrem wöchentlichen Ausflug am Rande des Santa Fe River. Neugierig geworden durch die grossen Wasserlachen entlang der Strasse machen wir uns auf den Weg ins Dickicht, um die Ufer zu erkunden. Im Gänsemarsch hinter Will, dem Biologielehrer, bahnen wir uns mühselig einen Weg durch das Gebüsch, das immer dichter wird. Nach der Entdeckung eines frisch gebauten Bieberdamms schlägt Will vor, wir könnten den Bach überqueren, um zurück zur Strasse zu kommen. Die Mädchen sind alle mit Stiefeln gerüstet und vom Abenteuer begeistert, aber ich habe nur meine Wanderschuhe. Ich mache also kehrt – und finde mich innerhalb weniger Minuten mitten im Dschungel wieder, vollkommen verloren.
„Ich schaff das nie…“ Das Weidendickicht zieht sich um mich zusammen und zerkratzt mir mit jedem Schritt den ich mache das Gesicht. Unmöglich weiter zu gehen, noch unmöglicher umzukehren. Ich steige mit grosser Mühe über einen Stapel Totholz, das unter meinem Gewicht zusammenbricht. Ich versuche nach links zu gehen, dann nach rechts, ohne Erfolg. Ich fühle mich machtlos und sehr einsam, und die Panik übermannt mich. Wer wird mich hier jemals finden, falls ich mich verletze oder von einer Schlange gebissen werde?
Weit entfernt höre ich Wills Mut machende Stimme: „Lauf geradewegs in Richtung Licht!“ Die Ähnlichkeit mir dem, was wir seit Matthias’ Tod durchgemacht haben, trifft mich mit einem Schlag. Die Trauer ist ein feindseliges und furchteinflössendes Chaos, aber ich werde es schaffen. Also gehe ich voran, immer in Richtung Licht. Matthias’ Kapuzenpulli, den ich heute trage, ist meine silberne Rüstung, genau wie meine schönsten Erinnerungen von ihm.

Am Ende wird alles gut! Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende
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