Einige von euch wussten, dass Hannah, Marie und ich den „Spring break“ in Arizona verbracht hatten. Unsere ersten Ferien seit… na ja. Die letzten Ferien, die Matthias und ich zusammen gebucht hatten. Und dann noch so weit – 2950 km in 10 Tagen, bestätigte unser Tachometer. Deshalb trauten sich einige kaum, nachzufragen. Ausserdem schwieg unser Blog seit Januar.
Uns geht es trotz langer Funkstille so gut wie möglich. Mal nicht so gut, mal besser, aber Tendenz: ganz klar steigend. „One day at a time“. Wir haben gelernt, Geduld mit uns selbst zu haben, weil Trauern viel länger ist, als es scheint, und viele verschiedene, unerwartete Erscheinungen hat.
Unsere Ferien waren trotz langen Fahrstrecken erholsam, zum grossen Teil dank der sehr entspannten Stimmung zwischen uns drei. Viel über unsere Reise werde ich nicht schreiben, sonst geht es noch Wochen, bis ich es getan habe. Und eigentlich möchte ich vor allem Fotos mit euch teilen.
Matthias und ich hatten Arizona für die Frühlingsferien ausgesucht, weil um diese Zeit die Wüste am Blühen ist und Matthias ein begeisterter Kakteenliebhaber war. Wüstenwanderungen standen deshalb ganz oben auf dem Programm. Ausserdem hatten beide von uns vor über 20 Jahren (damals kannten wir uns noch nicht) das Desert Museum in Tucson besucht, was eigentlich kein Museum ist, sondern ein sensationeller Zoo mit einheimischen Tieren. Es war uns klar, dass wir die zwei Stunden Fahrt aus unserem Hotel in Scottsdale, bei Phoenix, in Kauf nehmen würden, um diesen Ort den Mädchen zu zeigen. Dass es dort Hannah und Marie sooo gefallen würde, hatte ich aber nicht erwartet.
Fast auf dem Weg lag der Grand Canyon, und darauf konnten wir einfach nicht verzichten. 2005 waren wir bereits dort, und damals lief Marie wortwörtlich an der Leine! Diesmal sind wir bei frühlingshaftem Wetter gut 10 km dem Rim entlang gelaufen. Als wir am dritten Tag abreisten, war der Winter eingetroffen. Eine Stunde lang sind wir in einem waagerechten Blizzard die einsame Strecke nach Flagstaff durch einen märchenhaften Föhrenwald gefahren. Nur schade, dass wir die Fenstern nicht öffnen konnten, um Fotos zu machen…
Nach sechs Tagen in Scottsdale, wo wir endlich wirklich Pool-Wetter geniessen konnten, fuhren wir auf dem Heimweg noch zum Canyon de Chelly, einem „mini Grand Canyon“ im Gebiet der Navajo-Nation. Interessanterweise steht auf der offiziellen Webseite des Nationalparkes nichts über die Geschichte des Canyon de Chelly. Diese kann man aber z.B. auf Wikipedia lesen:
„1863 begann unter der Führung von Colonel Kit Carson ein Kriegszug gegen die Navajo. Carson und seine Truppe zogen von Osten in den Canyon und trieben die Bewohner zum westlichen Ausgang. Viele wurden dabei getötet oder gefangen genommen. Wenig später kehrte Carson´s Truppe noch einmal zurück und zerstörte alles, was nach dem ersten Angriff noch übriggeblieben war. Die Gefangenen wurden zu dem 300 Meilen entfernten Fort Sumner in New Mexico gebracht, ein Marsch, der heute „The Long Walk“ genannt wird (Nur 4000 von ursprünglich 9000 Gefangenen überlebten den Marsch). 1868 wurde zwischen den Navajo und den Weißen ein Vertrag geschlossen und nach fast 5 Jahren in der Reservation konnten sie endlich in ihre Heimat zurückkehren.“ Über die tragische „Long Walk“ habe ich ausserdem Geschichten gelesen, die ein Navajo nach den Erinnerungen von seinen Grosseltern geschrieben hat. Vielleicht war Hannah so nostalgisch, als sie ihren Blogeintrag während der Rückreise geschrieben hat…
Michèle