Von Artzkitteln, Filmklappen und Wanderführern

Marie:

2021 war für mich ein erfolgreiches Jahr voller wichtigen Abschlüssen und einem grossen Neuanfang. Im März wurde ich endlich volljährig und habe somit auch gleich mit Fahrstunden angefangen. Für das Bilderbuch zur Erklärung von Multipler Sklerose, das ich als Maturaarbeit 2020
geschrieben und illustriert habe, erhielt ich im Mai den MS Preis 2021 der Schweizer MS Gesellschaft. Meine Patentante Gaëlle half mir, eine Webseite zu erstellen, über die ich die Bücher auf Deutsch und Französisch verkaufe – insgesamt bisher schon über 300 Exemplare!

Im Juni bestand ich meine Abschlussprüfungen für die Matura. Zwei Wochen nach meiner Abschlussfeier nahm ich am Numerus Clausus, der schweizerischen Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium teil. Glücklicherweise erhielt ich einen Monat später, am Tag bevor Maman und ich nach Südfrankreich abgereist sind, mein positives Ergebnis! Somit konnte ich unsere Familienferien in vollen Zügen geniessen. Anschliessend bin ich mit ein paar meiner Klassenkameraden für eine Woche nach Amsterdam – das allererste Mal, dass ich mit Freunden in die Ferien bin!

Zwei Wochen vor Studienstart habe ich auch gleich meine Fahrprüfung bestanden und konnte so als «offizielle Erwachsene» am 20. September an der ETH Zürich das Medizinstudium antreten. Gleich in der ersten Woche bot uns ein spezielles Programm im Kantonsspital einen Vorgeschmack für die nächsten paar Jahre.

Das Studium ist alles, was ich mir erhofft hatte! Ich habe tolle MitstudentInnen kennengelernt, meine Vorlesungen sind zwar sehr anspruchsvoll aber wirklich interessant, und die ETH bietet immer wieder Sozialanlässe und Programme an, die das Studentenleben etwas abwechslungsreicher gestalten. Die meisten Vorlesungen konnten wir bisher auch von zuhause mitverfolgen. Wenn wir vor Ort sind, gelten Masken- und Zertifikatspflicht, was ich selbstverständlich finde.
Im Januar und Februar stehen bereits meine ersten Semesterprüfungen an, weswegen die Weihnachtsferien für mich vor allem aus Lernen bestehen werden. Es war ein anstrengendes Jahr, aber ich bin sehr glücklich und freue mich auf den Rest des Studiums.

Frohe Weihnachten und gutes Neues Jahr!

Hannah:

Hannah directing a supermarket scene in „Sandschlösser“

Mir scheint, als hätte ich gerade erst Silvester 2019 gefeiert, denn die letzten beiden Jahre sind wie im Halbschlaf vergangen. Viel Planen und viel Abwarten.

Das heisst nicht, dass es keine aufregende Momente gab. Zum Beispiel, als ich im Februar für ein Rapper-Musikvideo die grosse Reithalle in Bern mietete und darin mit Hilfe von Freunden eine Wohnung baute. Oder als ich den ganzen Mai und Juni als Produktionsassistentin bei einer grossen Werbekampagne für das Zürcher Kinderspital mithalf. Oder als ich meinen ersten Auftragsfilm als Regisseurin für die Produktionsfirma realisierte, bei der ich bis im Sommer noch als Praktikantin arbeitete – diese Firma produziert übrigens auch die neue Fernsehserie „Tschugger“, die zurzeit in der Schweiz zur Kulturserie wird.

Das Grösste war für mich dieses Jahr jedoch die Produktion von „Sandschlösser”, meinem Kurzfilm über zwei beste Freundinnen, die sich wegen der Corona-Pandemie auseinanderleben. Ich konnte mehrere Stiftungen und zwei Koproduktionsfirmen für den Film begeistern. Nach mehreren Monaten Vorbereitungen führte ich Regie während einer Woche im November. Wie so oft bei meinen Projekten war die ganze Familie engagiert: Maries Zimmer durften wir für ein paar Szenen knallpink streichen und Mom stand uns während dem Dreh mit ihrem wunderbaren Essen zur Seite.

Nun bin ich in der Nachbearbeitung des Films. Zuerst wird geschnitten, dann werden Ton und Farben bearbeitet, während die Musik zum Bild komponiert wird. In zwei Monaten wird er fertig sein.

Bis dahin darf ich nochmal eine Runde Abwarten – und ein paar neue Projekte starten 😉. Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr!   

 

Michèle:

In Fitou, southern France

„Ich bin rundum zufrieden“: Mit diesen Worten schliesst meine Schwiegermutter immer unsere Telefongespräche ab. Ihr Mann ist letztes Jahr gestorben, und natürlich macht sie sich Sorgen über den Zustand der Welt. Aber mit ihren fast 91 Jahren ist sie immer noch wachsam, stark und offenherzig. Ich bewundere sie und versuche mein Bestes, von ihr zu lernen.

In der Tat bin ich dankbar für das vergangene Jahr. Unsere enge Familie und unsere Freunde sind von Covid oder anderen gesundheitlichen Problemen verschont geblieben. Hannah und Marie hatten ein tolles Jahr, und da sie noch zu Hause wohnen, konnte ich ihre Projekte teilen und Erfolge aus aller Nähe feiern.

Bei der Arbeit haben mir dieses Jahr drei Projekte besonders viel Spass gemacht. Ich war an der Produktion von zwei Videos beteiligt, die Hannah, ihr Freund Elia und ein anderer junger Filmemacher für die WSL gedreht haben (siehe Links weiter un). Im Frühling habe ich einen 360- seitigen Wanderführer und eine webbasierte App ins Französische übersetzt. Darin wird die WSL-Forschung im Wallis vorgestellt. Dies war die perfekte Ausrede, um diese Region mehrmals zu besuchen.

Nachdem wir drei vollständig geimpft wurden, verbrachten wir gemeinsam erholsame Sommerferien in Südfrankreich. Marie und ich blieben zunächst in Saint-Rémy-de-Provence – wo Vincent Van Gogh sich freiwillig in einer psychiatrischen Anstalt einquartierte. Hannah schloss sich uns für ein paar Tage an in Fitou, einem malerischen Dorf inmitten von Weinbergen an der Südwestküste, und in der Ardèche. Ich habe es geliebt, frühmorgens in der Macchia, die nur wenige Schritte von unserem Ferienhaus entfernt das Meer überblicken, auf Vogelbeobachtungstour zu gehen.

Einer der Höhepunkte dieses Jahres – nicht nur für Hannah, sondern auch für mich – war, dass ich eine Woche lang als Caterer in die Dreharbeiten von Hannahs Film eintauchen durfte. Was für eine Freude, die Entstehung in Echtzeit mitzuerleben! Und wie erfrischend es ist, unter hoch motivierten und gründlichen jungen Profis zu sein!

Fast hätte ich vergessen zu erwähnen, dass ich im Oktober 60 geworden bin. Es war nur ein weiterer Geburtstag, keine grosse Sache also.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr, und ich freue mich darauf, von euch zu hören.

Wie jedes Jahr hier noch ein paar Links:

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